Senioren WM in Budapest: Sie traut dem Braten nicht

Gepostet am: Mar 26, 2014 3:33:32 PM

Es ist nie zu spät – für die erste WM-Teilnahme. Ausnahme-Leichtathletin Dunja Koch strebt mit Kugel und Diskus bei der Hallen-Weltmeisterschaft der Senioren in Ungarn nach Edelmetall.Sie gehört nicht mehr zu den jungen Talenten, Dunja Koch macht den meisten von ihnen aber noch etwas vor. Mit 40 Jahren sieht sie deshalb die Zeit gekommen, bei einer Weltmeisterschaft vorstellig zu werden. „Die ist ja eher in der Nähe“, sagt die Dettingerin in Erwartung einer ungefähr zwölfstündigen Anreise ins Land der Magyaren. Das kann man, im Vergleich zu den letzten Austragungsorten, durchaus gelten lassen. Obwohl Brasilien natürlich auch nicht schlecht gewesen wäre, Finnland ebenfalls seine Reize hat. Ging aber nicht, weil zum einen die Kosten das Familienbudget gesprengt hätten – und zwei schulpflichtige Jungs natürlich nicht so lange auf ihre Chefin verzichten konnten. Der Ehemann noch viel weniger. Der darf nach Ungarn jetzt mit, schließlich braucht die Medaillenhoffnung einen zuverlässigen Chauffeur, der zudem auch noch als Coach fungieren kann. „Er hält sich da aber eher zurück“, gibt Frau Koch einen kleinen Einblick in die Hierarchie. Eigentlich, sinnierte sie, sei alles ganz leicht. Sportgerät nehmen, so weit wie möglich wegwerfen – fertig. Trainer Uwe Euchner wird mir Freuden vernehmen, das sie es endlich verstanden hat. Zuletzt hatte der Coach, der die Kugel-Spezialistin seit 1987 unter seinen Fittichen hat, nämlich seine Zweifel. Bei den Winterwurf-Meisterschaften klagte er über eine gewisse Beratungsresistenz. Allerdings im Diskuswurf, dieser hochtechnischen Disziplin, bei der einfach alles passen muss. „Ich weiß, wie es geht“, blickt die Athletin zurück. Die Umsetzung klappte nur teilweise. „Unter aller Kanone“ sei es gewesen. Das muss jetzt freilich nicht heißen, dass es am Samstag ab 14 Uhr genau so sein wird. Dunja Koch ist gemeldet mit einer Bestweite von 41,22 Meter. „Zwischen 42 und 37 ist alles drin“, sagt sie. Da eine ganze Schar Konkurrentinnen, unter anderem ihre Freundin Bettina Schardt, das Ding ebenfalls über die 40-Meter-Marke befördern kann, sind dort die Medaillen heiß umkämpft. Ganz anders im Kugelstoßen. Dort thront Dunja Koch mit 14,02 Meter, der in diesem Jahr erzielten Bestweite, weit über der Konkurrenz. Sie traut dem Braten aber nicht. „Inwieweit die gemeldeten Weiten mit den tatsächlichen übereinstimmen, wird man erst im Wettkampf sehen“, sagt die von Natur aus vorsichtige Sportlerin. Und siehe da. Recherchen im Internet ergaben, dass die mit glatt 13 Metern gemeldete Russin Alena Shiman vor kurzem in der Lage war, die Eisenkugel auf 13,82 Meter zu stoßen. „Es gibt einen Zweikampf“, ist sich Ehemann Michael schon einmal sicher – die Gattin verhält sich weitaus defensiver. Indes sie schon sehr enttäuscht wäre, wenn es mit dem Podest nicht klappen würde. „Uwe erwartet mit der Kugel etwas ganz oben. Wir bauen aber keinen Druck auf“, sagt jene ironisch, die die Medaille holen soll. Dass es am Freitag schon ab 9 Uhr losgehe, sei kein großes Problem. Schließlich müssten die anderen genau so früh in der Halle auftauchen.

Ein Training zur Wettkampfzeit war geplant, konnte wegen verschiedener anderer Verpflichtungen aber nicht stattfinden, übers Wochenende wurde die Hoffnungsträgerin dann auch noch von Nackenproblemen heimgesucht. Das Abschlusstraining am Montag klappte dann wieder recht gut. Es ist also angerichtet für Budapest.  (SWP/26.03.2014/Wolfgang Seitz)