Walter Euchner geht nach 2594 Titeln in den Ruhestand

Metzingens "Mister Leichtathletik" ist im Ruhestand. Am Freitag legte Walter Euchner nach 60 Jahren seinen Posten als Abteilungsleiter nieder. Zahlreiche Ehrengäste waren zur Verabschiedung gekommen.Ob es jemals in Metzingen eine so große Versammlung einer einzelnen Abteilung eines Vereins gegeben hat wie jene der TuS-Leichtathleten am Freitagabend, müsste erst überprüft werden. Fakt ist aber, dass der Anlass, der insgesamt rund 150 Leichtathleten und ihre Gäste im Neuhäuser Bindhof zusammengeführt hat, einmalig in der Stadt und eit darüber hinaus ist. Nach 60 Jahren als Abteilungsleiter wurde Walter Euchner in den Ehrenamts-Ruhestand verabschiedet."Ein wahrlich historischer Moment", sagte Oberbürgermeister Dr. Ulrich Fiedler, "60 Jahre ein Amt inne zu haben, das ist für Menschen in meinem Alter eine kaum vorstellbare Zeitspanne." Er lobte die Leistung der Vereine für das soziale Gefüge in der Stadt, die "Vorzeigeabteilung" der Leichtathleten so mit ihren sportlichen Erfolgen einerseits, aber auch mit sozialen Projekten wie dem letztjährigen Spendenlauf in diesem Bereich beispielhaft. Und zum scheidenden Abteilungsleiter sagte Fiedler: "Niemand hat in Metzingen den Sport so sehr geprägt wie Sie, Herr Euchner."Was für die Stadt gilt, gilt auch für viele Verbände, in denen Euchner tätig war. "Hier gehen heute 194 Jahre Ehrenamt in einer Person in den Ruhestand", hatte Hans Krieg, Sportwart beim Württembergischen Leichtathletik-Verband (WLV), ausgerechnet. Er hatte zusammen mit dem WLV-Vizepräsidenten, Fred Eberle, eine besondere Ehrung mitgebracht, nämlich die Ehrenplakette des WLV. "Diese höchste Auszeichnung unseres Verbandes wurde bislang noch nicht oft verliehen", sagte Krieg, "aber in diesem Fall ist sie absolut angebracht."Der amtierende Kreisvorsitzende der Leichtathleten, Ulrich Metzger, hatte in seinen Erinnerungen gekramt: "Leichtathletik im Bezirk oder im Kreis - das war für mich Walter Euchner. Er war einfach immer da." Als Athlet habe er damals gar nicht bemerkt, was alles in einer Leichtathletik-Saison oder einem einzelnen Wettkampf steckt. Heute wisse er das zu würdigen. Der ehemalige Kreisvorsitzende Dr. Hans-Michael Ferdinand ließ es sich, trotz anstehender Familienfeier, ebenfalls nicht nehmen Walter Euchner persönlich zu verabschieden, genauso wie Kreis-Statistikerin Ursula Pieles, die nicht nur ihren Ehemann und langjährigen Kreisvorsitzenden Klaus Pieles, der zur Kur ist, vertrat, sondern mit ihrem Kommen auch die langjährige Arbeit von Walter Euchner würdigte. 

Auch der Vorsitzende der TuS Metzingen, Siegfried Grabowski, erinnerte sich an seine erste Begegnungen mit Walter Euchner. "Das war 1963 im Stadion, als ich als kleiner Steppke zum Fußball kam. Das Auftreten und die Ausstrahlung Walter Euchners waren schon damals beeindruckend und für mich immer vorbildhaft", sagte Grabowski.

Als ehemalige Weggefährten waren Hubert Binder (TSV Kleinengstingen) und Paul Kuppler (TG Nürtingen) in den Bindhof gekommen. Binder lobte, dass Euchner in all den Jahren nie seine Innovationsfähigkeit verloren habe, ein Glücksfall sei die Einführung des Kreisvergleichskampf mit dem Kreis Rems-Murr Anfang der

1980er Jahre gewesen, der bis heute jährlich durchgeführt wird. Kuppler bemerkte nebenbei: "In diesem Jahr fallen die Regionalmeisterschaften aus, weil kein Ausrichter gefunden wird. So viel ist klar: Unter Walter Euchner wäre das damals nicht passiert." Seine Posten als Bezirks- und Kreisvorsitzender hatte Euchner 1994 niedergelegt.Als "Jungfunktionär" im Bunde richtete schließlich der Sportkreisvorsitzende Karl-Heinz Walter seinen Dank an Walter Euchner: "Als ich vor acht Jahren diesen Posten übernahm, da hatte ich mit Walter Euchner einen erfahrenen Funktionär an meiner Seite, der einen auch mitmachen ließ. So arbeiten wir bis heute eng und gut zusammen - und künftig hoffentlich auch noch."

Und Walter Euchner selbst? Der in Kürze 86-Jährige ließ erst gar keine Emotionen aufkommen, hielt sich an Zahlen und Fakten, erinnerte an Großveranstaltungen in Metzingen und die Aushängeschilder der Abteilung. Unterm Strich steht die unglaubliche Zahl von 2594 Meistertiteln, die Athleten unter der Leitung von Walter Euchner in den vergangenen 60 Jahren errungen haben.